Die AfD steht in Umfragen für die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt aktuell bei 40 Prozent. Ähnlich hohe Werte sind es für Mecklenburg-Vorpommern. Besorgt stellen sich viele von uns die Frage: Was tun im Umgang mit der AfD?
Es gibt viel Ratlosigkeit, viele Projektionen, unterschiedliche Abwehrreflexe. Diskutiert wird über Brandmauern, Massendemonstrationen, Einbindungs- und Isolierungsstrategien. Auch über die Frage, ob wir Verbotsstrategien nicht unterstützen sollten? Die Liste ließe sich fortschreiben. Fakt ist aber: Die AfD hat bisher alle Empörungswellen und Gegenproteste nicht nur überstanden, sondern ihr Einfluss ist ständig gewachsen.
Droht damit ein neuer Faschismus? Oder ist das, was die AfD betreibt, nicht nur eine Fortsetzung bisheriger Politik in Richtung eines stärkeren Demokratie- und Sozialabbaus? Was sind die Gründe, die dazu führen, dass die AfD immer stärker wird? Wie können und sollten wir darauf reagieren?
Wir beginnen mit einer Debatte zu den Themen ‚Was ist Faschismus?‘ und ‚Was ist die AfD?‘ Welche Funktion hat sie im Herrschaftsgefüge? Wie stehen wir zur Verbotsdebatte?
Bericht von der Veranstaltung: ‚Was ist Faschismus?‘ – ‚Was ist die AfD?‘
Die Veranstaltung fand als Online-Veranstaltung am 20. November 2025 statt.
Einstiegsbeiträge: Dr. Ulrich Schneider (Historiker, Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten und ehemaliger Bundessprecher der VVN-BdA), Dr. Artur Pech (Diplomgesellschaftswissenschaftler, ehemaliges Mitglied im Ältestenrat Die Linke, Sprecher des Karl-Liebknecht-Kreises in Brandenburg), Ramon Schack (Journalist und Autor, letztes Buch: „Das Zeitalter der Idiotie“). Moderation: Cornelia Barth und Andreas Grünwald (‚Was tun?! Koordinierungsgruppe).
Hier der Filmbericht:
Hinweis dazu:
Um zwischen den verschiedenen Abschnitten des Films genauer springen zu können, wechselt bitte auf unseren Youtube-Kanal.
0:00:00 Begrüßung / Einführung in das Thema – Cornelia Barth
0:05:02 Erster Input – Dr. Artur Pech
0:22:22 Zweiter Input – Dr. Ulrich Schneider
0:45:07 Warum fehlt Ramon Schack als Inputgebender? / Weitere Hinweise
0:47:40 Zusammenfassung der ersten Diskussionsphase – Andreas Grünwald
0:49:54 Dr. Ulrich Schneider
0:55:45 Dr. Artur Pech
1:05:13 Hinweis auf weitere Veranstaltungen im Januar und Februar 2026 – Zweite Phase der Diskussion
1:07:34 Zusammenfassung der zweiten Phase der Diskussion
1:09:39 Dr. Artur Pech
1:16:13 Dr. Ulrich Schneider
1:23:13 Schlussbemerkungen Andreas und Cornelia
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Einige Stichworte aus der Diskussion:
1. Phase der Diskussion:
Verbindung AfD alte NS-Strukturen – Kriegsverbrecherprozesse: Wie aufgearbeitet? – Gesellschaftliche Kräfteverhältnisse? Welche Kräfte des Kapitals setzen auf die AfD? Kräfte der Gegenwehr – welche gemeinsamen politischen Grundlagen sind dafür erforderlich? – Frage nach gemeinsamen Bündnissen im Zusammenhang beispielsweise mit Anti-Kriegs-Frage – Worin besteht die Stärke der AfD in der Friedensfrage? – Welche Lobbygruppen stehen hinter der AfD? – Unterstützung von faschistoiden Gruppen in der Ukraine beim Maidan-Putsch – Rechtsentwicklung geht von den Etablierten aus – Inflationärer Gebrauch des Faschismusbegriffs – Tendenz zur autoritären Entwicklung – siehe Agnoli und Opitz … AfD Stärke ergibt sich in diesem Zusammenhang.
2. Phase der Diskussion:
Zusammenhang Armutsfrage und zunehmende Stärke der AfD – Kampf gegen die AfD muss Kampf gegen die etablierten politischen Kräfte sein. Vor allem mit Blick auf soziale Fragen – Ist Stärke der AfD nicht Ausdruck einer bestehenden politischen Rechtsentwicklung, weniger ihr Treiber? – Politik des sozialen Kahlschlages – beispielsweise auch im seinerzeitigen Umgang mit Nordstream II – Wie verändert sich die kapitalistische Ökonomie? Kreative Zerstörung ihrer industriellen Grundlagen – Finanzkrise im Zusammenhang mit der Bildung der AfD – Sollte die AfD-Verbotsdebatte nicht besser spezifiziert werden: bezogen auf hervorstechende rassistische und faschistoide Einzelpersonen innerhalb der AfD? – Ist die Stärke der AfD nicht vor allem Ausdruck einer Radikalisierung des Konservatismus? Nochmaliger Hinweis auf Opitz und Agnoli: Autoritäre Formierung der kapitalistischen Gesellschaft – Stärke der AfD als ein Reflex auf die Schwäche der Linken als wirkliche Systemopposition.
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Einige Hinweise aus dem Chat-Raum der Veranstaltung:
Aus einer Mitteilung des Friedensrates Müllheim: Jetzt erklärt der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Familienunternehmen Albrecht von der Hagen gegenüber „The Pioneer“: „Diese Brandmauer zur AfD – auch auf Bundesebene, die von den meisten Verbänden bislang aufrechterhalten wurde – hat nichts gebracht.“ Sein Fazit lautet: „Wir verabschieden uns von den Brandmauern.“
Die Entnazifizierung der alten BRD gab es nicht so wie in der DDR. Die sind nach dem Krieg in die BRD geflüchtet, weil die Nazis dort gebraucht wurden …
Die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften suchen. Beispiel in Ver.di Nord ist die Initiative zu Verteidigung des gesetzlichen Rentensystems durch die Heranbildung von „Rentenbotschaftern“, die das Bewusstsein der Mitglieder für die persönliche Betroffenheit entwickeln und über die Position der AfD zur Entwicklung des gesetzlichen Rentensystems aufklären.
Hinweis auf die politische Dimension der Verbotsdebatte … sie ist nicht auf die juristische Frage zu verkürzen, sondern steht vor allem im Zusammenhang mit der Entwicklung von antifaschistischen politischen Gegenbewegungen.
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Weitere Veranstaltungen zum Thema finden im Januar und Februar 2026 statt.
Insbesondere zu den Themen:
Wie sieht die politische Situation nach einer möglichen Regierungsbeteiligung der AfD aus? Autoritäre Entwicklung als generelle Tendenz im aktuellen Kapitalismus. Wie konkret Umgehen mit der AfD in den bevorstehenden Landtagswahlkämpfen – insbesondere in Sachsen-Anhalt und in Mecklenburg-Vorpommern 2026?
Infos dazu über unsere Webseite und über unseren Newsletter.