Diskussionsveranstaltung mit Ekkehard Lieberam
Bitte wählt euch am 15.03. gegen 18:30 Uhr über den folgenden Link in den Zoom-Raum ein:
https://us06web.zoom.us/j/83213547744?pwd=BDvCHCt6ccOpbMGjL8euFwdNu0V70K.1
Meeting-ID: 832 1354 7744
Kenncode: 463485
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Unsere Veranstaltung beginnt mit einem einleitenden Beitrag von Ekkehard Lieberam (Liebknecht-Kreis Sachsen). Dem folgen kürzere Ergänzungen von Andreas Grünwald vom Koordinierungskreis „Was tun?!“ – Moderiert wird die Veranstaltung von Gerdt Puchta und von Regina Blenkle.
Zur Vorbereitung und für eine weitere Verwendung hat uns Ekkehard Lieberam ein umfangreiches Thesenpapier erarbeitet, das wir Euch weiter unten verlinken. Es trägt im Titel den Hinweis „Entwurf“. Weitere Vorschläge zur Bearbeitung des Themas, Kritik und Ergänzungen sind also ausdrücklich erwünscht. Während der Veranstaltung in Diskussionsbeiträgen oder auch sonst per Mail, die wir dann an Ekkehard weiterleiten.
Die Fixierung auf „Faschismusgefahren“ versperrt den Blick auf einen Rechtsruck, der von den Regierenden bereits vorangetrieben wird.
Die Fixierung auf „Faschismusgefahren“ versperrt den Blick auf den Rechtsruck, wie er von den Regierenden vorangetrieben wird. Im Rahmen der parlamentarischen Demokratie: Abbau demokratischer Rechte, Hochrüstung und Kriegsertüchtigung, Kürzung von Sozialleistungen, repressive Einengung des Meinungskorridors. Das Monopolkapital will die parlamentarische Demokratie als Staatsform aber nicht beseitigen. Der Imperialismus gibt sich heute außen- und innenpolitisch sogar antifaschistisch.
Historischer Faschismus als Bewegung und als Staatsform
Im Entwurf der Thesen arbeitet Ekkehard den historischen Faschismus an Hand der seit 100 Jahren bestehenden Debatten in der sozialistischen und kommunistischen Arbeiterbewegung auf. Als den Versuch in einer Situation drohender sozialistischer Revolutionen die Kapitalherrschaft zu stabilisieren und die Sowjetunion militärisch zu vernichten. Unterschieden werden zwei Erscheinungsformen des Faschismus: als Bewegung und als Staatsform. In seiner Staatsform als eine offene von Massen getragene Diktatur des Monopolkapitals, als „Macht des Finanzkapitals selbst“, als „die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals“ (Georgi Dimitroff). An die Macht gekommen als ein Bündnis zwischen Teilen der herrschenden Klasse und einem Segment der politischen Klasse, das aufgrund seines kühnen Vorgehens und seines diskursiven Aufgreifens der Mythen und Forderungen breiter gesellschaftlicher Sektoren eine Massenhegemonie zustande bringen konnte. Daraus ergaben sich besondere Herausforderungen für den antifaschistischen Kampf.
Von der Weimarer Republik zur demobilisierten Klassengesellschaft heute
Im Unterschied zur Weimarer Republik basiert die heutige Republik auf einer demobilisierten Klassengesellschaft. Sie gewann damit ihre „konservative Lebensform“, als ein stabiles Herrschaftsinstrument des Kapitalismus. Den Herrschenden gelang es den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit in seinen Erscheinungsformen abzumildern. Interessenkonflikte werden staatlich kontrolliert und befriedigt, bei gleichzeitiger Ausklammerung antagonistischer Klassenkonflikte.
Diese Erfolgsgeschichte veränderte das politische Denken des Großkapitals in der Staatsfrage. Zur Option der Herrschenden im Falle einer neuen existenziellen Krise wurde die zeitweise „Notstandsdiktatur“, die „abwehrbereite Demokratie“. Die Position, im Rahmen der parlamentarischen Demokratie vollziehe sich heute in Deutschland eine Faschisierung, ist daher inkorrekt. Verkannt werden grundlegende Unterschiede in der Situation damals und heute.
AfD als rechtspopulistische Scheinopposition
Die AfD ist keine faschistische Partei, sondern eine rechtspopulistische Scheinopposition mit Verbindungen zum neonazistischen Netzwerk. Sie tritt für eine noch weitere Einschränkung des Asylrechts ein als die Regierenden, für eine neoliberale Wirtschaftspolitik und eine Stärkung der NATO. Ein Partner für Linke kann sie nicht sein. Sie will die parlamentarische Demokratie aber nicht beseitigen, sondern nach rechts ausrichten. Zugleich greift die AfD populäre politische Forderungen auf wie die nach Frieden mit der Russischen Föderation und die Einstellung der Waffenlieferungen an die Ukraine. So ist die AfD schon seit 2017 zur ersten Adresse des politischen Protestes bei Wahlen geworden. Das Eintreten für richtige politische Ziele zwecks Täuschung ist aber kein alleiniges Merkmal des Faschismus als Bewegung, sondern ein allgemeines Merkmal des herrschenden Politikbetriebs.
Hier könnt ihr das ausführliche Thesenpapier von Ekkehard auf unserer Webseite lesen:
https://was-tun.net/kriegsvorbereitung-faschismusgefahr-und-demokratiefrage
Im Anschluss an den Input von Ekkehard ergänzt Andreas Grünwald mit einem kürzeren Input. Er betrachtet aktuelle Entwicklungsformen des Rechtspopulismus in Europa. Seinen inneren Mechanismus und die Funktion, die er im Rahmen der bürgerlich-parlamentarischen Ordnung gewinnt. Ausgangspunkt dafür ist eine Repräsentationskrise des bürgerlich-parlamentarischen Systems, dessen soziale und politische Integrationsfähigkeit aus verschiedenen Gründen gelitten hat. Der Rechtspopulismus schließt diese Lücke mit rassistischer Ausgrenzung und ideologischen Mythen. Das Ergebnis ist keine faschistische Diktatur bzw. ein faschistischer Staat, sondern eine nach rechts verschobene Re-Integration in die bürgerlich-parlamentarische Ordnung. Einerseits Ergebnis gesellschaftlicher Rechtsentwicklungen, ist die AfD andererseits auch ihr Verstärker.
Daraus ergeben sich andere politische Strategien für die Bekämpfung des rechten Populismus, als im historischen Antifaschismus. Kurz soll zudem die politisch-ideologische Bedeutung des Umstandes reflektiert werden, dass heutzutage in der Polemik der bürgerlichen Parteien, wie auch der Medien, alles als „rechts“ markiert wird, was von der vorherrschenden Politik abweicht.
Im Anschluss gibt es eine hoffentlich kontroverse und spannende Diskussion